Bayerische Meta-Studie fand bisher keine Wirksamkeit von Ivermectin
Um zu einer klaren Aussage zu kommen, sind in der Medizin und in anderen Wissenschaften Meta-Studien gängige Praxis. Dabei werden die bereits vorhandenen Studien mit hohen Qualitätsstandards gebündelt untersucht. Das kumulierte Ergebnis gilt dann meist als besonders aussagekräftig.
Auch für Ivermectin gibt es solche Meta-Studien bereits, eine der bekanntesten kommt aus Bayern. Ein Team um Biologin Stephanie Weibel und Ärztin Maria Popp vom Uniklinikum Würzburg untersuchte 14 Studien mit 1.678 Teilnehmenden. Ihre Meta-Studie publizierten sie im August dieses Jahres. Neun dieser Studien befassten sich mit Covid-19-Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, vier mit ambulant Behandelten und eine Studie mit der Prävention gegen eine Corona-Infektion.
Nach der derzeitigen Studienlage sei die Wirksamkeit von Ivermectin gegen Covid-19 nicht bewiesen, schreiben Weibel und Popp: "Wir fanden keine Evidenz, die den Einsatz von Ivermectin zur Behandlung oder Vorbeugung einer Covid-19-Infektion stützt, allerdings ist die vorhandene Evidenz begrenzt." Auf #Faktenfuchs-Anfrage schreiben Weibel und Popp: "In anderen Worten, wir wissen nicht, ob Ivermectin hilfreich ist oder nicht im Kampf gegen Covid-19." Und ohne bewiesenen Vorteil seien die möglichen negativen Nebenwirkungen höher zu gewichten. Ivermectin solle deswegen nur im Rahmen gut designter wissenschaftlicher Studien eingesetzt werden, empfehlen Weibel und Popp.
Neue aussagekräftige Studien werden erwartet
Dass es noch keine klare Aussage geben kann, ob Ivermectin gegen Covid-19 hilft oder nicht, sei auch der bisherigen Studienqualität geschuldet, schreiben die beiden Wissenschaftlerinnen. Der bisherige Pool an Studien bestehe vor allem aus kleinen Untersuchungen, die in ihrer Qualität begrenzt seien. Das sei auch der Fall bei der einzigen begutachteten Studie zur Prävention mit Ivermectin. Ein präventiver Effekt solle deswegen ebenfalls nur in wissenschaftlichen Studien untersucht werden.
Allerdings kann die Wissenschaft durch die Forschung zu Ivermectin wahrscheinlich bald bessere Aussagen treffen. "Drei größere Studien (PRINCIPLE, COVID-OUT, und ACTIV) sind unterwegs und werden dann hoffentlich die Evidenz anheben und wir wissen sicher, ob es nun hilft oder nicht", schreiben Weibel und Popp dem #Faktenfuchs. Die PRINCIPLE-Studie läuft seit dem Juni 2021 in Großbritannien und ist eine große Studie mit bisher knapp 8.000 Teilnehmern, bei der die Behandlungsmöglichkeiten gegen Covid-19 außerhalb einer Klinik erforscht werden. Sobald Ergebnisse dieser Studie vorliegen, wollen auch Weibel und Popp ihre Meta-Studie damit überarbeiten.